Im Test: HTC Vive – tolles VR-Erlebnis mit kleinen Schwächen
Mit dem HTC Vive hat HTC in Zusammenarbeit mit Valve nun Anfang April ein VR-Headset auf dem Markt gebracht. In diesem Testbericht haben wir uns mit den Stärken und Schwächen des aktuellen VR-Headsets auseinandergesetzt und ob sich die aktuell fast 1000 Euro gelohnt haben. Bereits früher haben wir in verschiedenen Artikeln bereits über die VR-Brille berichtet, hier nochmal ein kleiner Auszug der ebenfalls Lesenswert ist: HTC Vive kostet 960 Euro in Deutschland, HTC Vive: Alle Spiele in VR mit Einschränkung, Adrift kommt nun auch für das HTC Vive.
Bestellung & Versand
Ende Februar 2016 war es endlich so weit, die lang angekündigte HTC Vive konnte über den Onlineshop von HTC vorbestellt werden – zu einem stolzen Preis von ca. 960 Euro (bereits inkl. Versandkosten). Die Bestellung an sich konnte über PayPal sowie Kreditkarte bezahlt werden, wir entschlossen uns damals für die Zahlung via PayPal was sich etwas später als richtige Entscheidung erwies.
Die Auslieferung begann dann Anfang April 2016, bei viele Kunden die mittels Kreditkarte bezahlt hatten wurde allerdings die Bestellung storniert, da die Banken die Transaktion als betrügerisch einstuften und verhinderten. Betroffene mussten sich dann via eMail oder Telefon an den HTC Support wenden, damit die Abbuchung erneut versucht wurde.
Der eigentliche Versand erfolgte Recht schnell: Innerhalb von weniger als 48 Stunden war das Paket von Prag zu dem Endkunden in Deutschland zugestellt. Die Sendung wurde mittels DHL Express ausgeliefert und konnte von uns bereits am 06. April 2016 entgegengenommen werden. Mit ca. 68 cm x 52 cm x 31 cm fällt der Versandkarton recht groß aus – die eigentliche HTC Vive Verpackung fällt ein ordentliches Stück kleiner aus und ist gut mit Styropor ausgepolstert.
Unboxing
In der immer noch recht großen Vive-Verpackung findet man neben der eigentlichen VR-Brille noch zwei Controller sowie zwei Laser-Basisstationen vor. Außerdem gibt es jede menge Netzteile sowie entsprechende Ladekabel und eine kleine Set-Top-Box in dem Paket aufzufinden. Positiv: HTC legt sogar noch InEar-Kopfhörer mit dazu, die wurde bei der ursprünglichen Bestellung noch nicht auf der Website aufgeführt.
Aufbau
Der Aufbau der HTC Vive benötigt durch die vielen notwendigen Kabel und anbringen der Basisstationen schon einiges an Zeit. Deutlich schneller geht der Aufbau von statten wenn man bereits Kamera- oder Lichtstative im Haus hat, dann spart man sich die Festmontage an der Wand und kann die Basisstationen schnell & flexibel auf die Stative montieren.
Solang die Basisstationen eine direkte Sichtverbindung zueinander haben benötigen sie lediglich einen Stromanschluss – für Räume die keine direkte Sichtverbindung zulassen legt HTC außerdem ein Synckabel mit dazu, die Basisstationen müssen mit diesem Kabel dann zusätzlich miteinander verbunden werden.
Der Anschluss der kleinen Set-Top-Box geht recht leicht von der Hand, einfach HDMI-, USB- sowie Stromkabel miteinander verbinden und auf der gegenüberliegenden Seite das HTC Vive Headset anschließen – fertig.
Die Controller funktionieren kabellos und haben einen fest eingebauten Lithium Akku, dieser sollte vor Gebrauch noch aufgeladen werden – bei uns zeigte der Ladestand direkt nach dem auspacken nur noch 2 Balken an.
Installation
Nach erfolgreichem Aufbau & Anschluss des HTC Vive Headsets an euren PC muss zudem noch eine Software von der HTC Homepage heruntergeladen und installiert werden: http://www.htcvive.com/de/setup/
Für die eigentliche Roomscale-Einrichtung wird zudem noch Steam benötigt, dazu öffnet ihr einfach „Steam VR“ und startet den Setup-Prozess. Dort lauft ihr unter anderem den freigeräumten Spielbereich ab und legt zu Kalibrierungszwecken eure Controller auf den Boden. Nach der erfolgreichen Konfiguration macht euch Steam mit den Grundfunktionen eures VR-Headsets sowie der Steuerung vertraut.
Hardware Vorraussetzungen
Während der Setup-Prozess bei so gut wie allen halbwegs modernen Grafikkarten noch reibungslos und ohne Ruckler ablaufen sollte – kann das später bei den eigentlichen Spielen schon wieder ganz anders ausschauen. Unser Testsystem hatte unter anderem einen i7-CPU mit 4 GHz Taktrate, 32 GB Arbeitsspeicher sowie eine GTX 980 Ti als Grafikkarte verbaut – damit liefen alle aktuell verfügbaren VR-Titel ohne Probleme.
Bei weniger aufwendigen Spielen reicht laut Valve auch eine GTX 970 / 980 oder vergleichbare Karten um ein ruckelfreies VR-Erlebnis zu garantieren. Wer sein System auf VR-Tauglichkeit überprüfen möchte, der kann dies unter anderem mit dem Steam VR Performance Test untersuchen.
Das erste Spiel & Ersteindruck
Als erstes Spiel haben wir selbst verständlich das von Valve kostenfrei veröffentlichte „The Lab“ angeschaut. Im Grunde ein kleiner Versuchskasten für VR-Spiele, so kann man aktuell zwischen 8 verschiedenen mini VR-Anwendungen wählen. Dazu zählt natürlich auch die grafisch aufwendige Portal-Demo, die man bereits seit längerer Zeit aus den Medien kennt.
Die Portal-Demo hinterlässt ebenso wie die „Postcards“-Anwendung, bei der man exotische Schauplätze in der VR erkunden kann, einen bleibenden positiven Eindruck. Aber auch die in Unity-Programmierte „Longbow“-Anwendung macht trotz einfacher Grafik enorm viel Spass, da hierbei die innovativen Controller für das virtuelle Bogenschießen herhalten müssen.
Obwohl die Displays der HTC Vive mit insgesamt 2160×1200 Pixel eine höhere Auflösung haben wie z.B. das DK2 von Oculus – sieht man trotz allem noch deutlich einzelne Pixel. Durch die höhere Auflösung fällt der Fliegengitter-Effekt aber bereits weniger stark auf als beim Devkit von Oculus. Auch kleinere Schriften lassen sich nun wesentlich besser in der virtuellen Realität ablesen. Weiterhin fällt auch die Erhöhung der Bildwiederholfrequenz positiv ins Auge, mit stolzen 90 fps fühlt es sich so flüssig an wie noch nie – die in Echtzeit erfassten Controller tun ihr übriges dazu.
Spieleauswahl
Aktuell ist die Spielauswahl für das HTC Vive noch relativ beschränkt – gute AAA-Titel sucht man meist vergebens, da diese – wie z.B. Adr1ft zeitexclusiv den Vive-Nutzern vorenthalten werden. Diese Situation wird sich aber in den kommenden Monaten sicherlich ausgleichen und damit werden auch grafisch aufwendigere Titel für die VR-Brillen zur Verfügung stehen.
Zu empfehlen sind derzeit vor allem der kostenlose Spieltitel „The Lab“, „Hover Junkers“ sowie „Cloudlands Minigolf“. Viele VR-Titel können über Steam auch als Demo ausprobiert werden, so z.B. auch der Zombieshooter „The Brookhaven Experiment“. Negativ fällt derzeit allerdings der relativ hohe Preis für einfach gehaltene VR-Titel auf. So werden – für den bei der Vive enthaltenen bereits enthaltenen Spieletitel – „Job Simulator“ stolze 36,99 Euro aufgerufen – aber auch Hover Junkers ist mit 31,99 Euro nicht gerade günstig.
Fazit
VR macht mit der HTC Vive enorm viel Spass – trotz der immer noch schlecht aufgelösten Displays – besonders durch die in echtzeit erfassten Controller fühlt sich VR echter an als bislang. Der Erstaufbau der HTC Vive mag durch die vielen Kabel und Netzteile erstmal abschreckend für den Käufer wirken, zahlt sich aber später durch das gelungene VR-Erlebnis wieder mehr als aus.
Ob einem der Spass wirklich 960 Euro wert ist muss jeder für sich selbst entscheiden – unentschlossene sollten eventuell erst bei einem Bekannten die Brille ausprobieren oder sich eine günstige Alternative wie z.B. Google Cardboard testen. Der finanzielle Aspekt darf bei der HTC Vive sowie bei der Oculus Rift natürlich nicht ausgeblendet werden: So kommen zu der teuren VR-Brille natürlich auch noch die Kosten für einen sehr gut ausgestatteten PC dazu.
Aktuell fällt weiterhin die geringe Spieleanzahl negativ auf – viele „bessere“ Titel sind für die HTC Vive erst gegen Sommer 2016 angekündigt, einzig Adr1ft erscheint bereits im Mai 2016 für die Brille. VR-Enthusiasten die auch schon die DK2 von Oculus ausprobieren konnten, sollten die HTC Vive auf jeden fall mal testen – das verbesserte Display sowie die Controller und Roomscale machen das VR-Erlebnis intensiver als alles bislang dagewesene.