eSports als Zukunftsinvestition für Unternehmen
„Wenn Sie Marketingchef eines großen Unternehmens sein sollten und im Jahr 2018 immer noch nicht in eSports investieren, riskieren Sie, gefeuert zu werden“, meint Tobias Sherman, ehemaliger Leiter der Sektion eSports bei WME-IMG. Es gibt hierbei keine Alternative, denn eSports ist auf dem Vormarsch. Competitive Gaming galt vor ein paar Jahren noch als Fremdwort, aber mittlerweile ist es auf dem besten Weg, eine Milliarden-Dollar-Industrie zu werden. Das Wachstum dieser Branche ist außergewöhnlich und mit zunehmender Popularität werden auch die Investitionen größer. Von Amazon bis Facebook stecken gegenwärtig milliardenschwere Unternehmen enorme Summen in diesen doch relativ jungen Markt.
Jeder Sportsektor besitzt seine eigenen marktführenden Ausrüster. Im Fußball sowie Basketball sind es Nike und Adidas, im Golf Titleist und TaylorMade – und auch eSports besitzt hierfür bestimmte Marken. BenQ und Razer gehören zu jenen Top-Ausrüstern, denen die Spieler vertrauen. Letztere sind mittlerweile zum Milliardenunternehmen aufgestiegen. Alienware ist sehr beliebt, was Computer betrifft, während Unternehmen wie Logitech marktführend bei Gaming-Tastaturen und anderem Zubehör sind.
eSports bietet eine einzigartige Gelegenheit für Investoren, eine heutzutage oft schwer zu fassende Bevölkerungsgruppe zu erreichen: junge Menschen. Rund zwei Drittel der eSports-Fans im Alter zwischen 18 und 34 Jahren sowie erstaunliche 43% besitzen laut einer Studie aus 2016 ein durchschnittliches Einkommen von mindestens 65.000 Euro. Dies ist vermutlich der Hauptgrund, warum Unternehmen so eifrig in die Branche investieren möchten.
In diesem rasant wachsenden Sektor ist definitiv viel Geld zu verdienen. Im Jahr 2011 lag der globale Wert von eSports als Markt bei rund 100 Millionen US-Dollar. Im Jahr 2019 sollen es schätzungsweise 1 Milliarde Dollar werden und bis 2022 sogar über 2 Milliarden. Dieses enorme Wachstum bewirkt, dass unzählige Unternehmen so schnell wie möglich noch auf den Zug aufspringen wollen, um ja ein Stück vom großen Kuchen zu ergattern. Werfen wir einmal einen Blick auf einige der vielen Sektoren, die derzeit in eSports investieren.
Social-Media-Plattformen und Medienkonzerne
Facebook ist eines der größten Unternehmen, die mittlerweile in eSports investieren. Nach mehreren Jahren der Spekulation hat der Social-Media-Gigant seine eigenen eSports-Streaming-Service auf Facebook Live eingerichtet und einen exklusiven Streaming-Deal mit einem neuen Gaming-Turnier, der Paladins Premier League, unter Dach und Fach gebracht. Hi Rez Studios populärer First-Person-Shooter Paladins besitzt weltweit Millionen von Spielern, weshalb Facebook hier auf ein profitables Geschäft hofft.
Medienriesen wie ESPN hingegen entschieden sich, den Online-Weg auszulassen und unterzeichneten stattdessen einen exklusiven 300-Millionen-Dollar-Deal mit Riot Games bezüglich der Übertragungsrechte von League of Legends, während Unternehmen wie Paramount beschlossen, ihr Geld in Team-Sponsoring zu investieren.
Glücksspielunternehmen und Wettanbieter
Eine erfolgreiche Branche, die bislang eher auf traditionelle Sportarten „setzte“, ist die Glücksspielindustrie. Im Jahr 2015 war der britische Wettanbieter Betway der erste Mainstream-Buchmacher, der neben herkömmlichen Sportwetten und einem Online-Casino einen eigenen eSports-Bereich zur Verfügung stellte, wo Fans auf populäre Spiele wie Counter-Strike oder Dota 2 wetten konnten.
eSports ist ganz klar ein neuer lukrativer Bereich für Wettunternehmen, jedoch gibt es momentan noch wenig Expertenwissen darüber, auf welche Teams und Spieler man achten sollte. Unternehmen wie UltraPlay sind daher eifrig dabei, Expertenwissen über die eSports-Welt bereitzustellen.
Finanzunternehmen und Handelsgiganten
Für die Mehrheit der Unternehmen aus diesen Sektoren erfolgt die Investition in Form von gezieltem Sponsoring. CenturyLink und Visa zum Beispiel haben beide in eSports-Sponsoring-Verträge mit verschiedensten Marken investiert. Das Ziel ist es natürlich, die bereits erwähnte junge Zielgruppe anzusprechen.
Ein weiteres Unternehmen, das sich extrem in Sachen eSports engagiert, ist der Einzelhandelsgigant Amazon. Der Online-Versandhändler hat im Jahr 2015 mit dem Kauf der Streaming-Website Twitch einen der ersten großen eSports-Deals abgeschlossen. Seitdem haben weitere Einzelhändler unterschiedliche Schritte unternommen, um ebenso eine größere Rolle in Sachen eSports zu spielen. Manche haben ihre eigenen Spielestudios gegründet und entwickeln Titel, die auf eSports ausgerichtet sind – manche haben sogar eine eigene virtuelle Währung („Steam +“) kreiert. Hierbei handelt es sich um einige der weltweit größten Handelsunternehmen.
Automobilhersteller und Versicherungsunternehmen
Obwohl es in der Automobilindustrie keinerlei Unternehmen gibt, die auf die Einrichtung eigener Spielstudios drängen, gibt es dort trotzdem erhebliche Investitionen. Automobilunternehmen geben große Summen für Team-Sponsorenverträge oder während verschiedenster eSports-Events aus.
Das Counter-Strike-Global-Offensive-Team Astralis hat Anfang 2017 eine beträchtliche Summe vom deutschen Automobilhersteller Audi erhalten, und sie sind nicht die einzigen. Versicherungsunternehmen wie Geico sponsern Team SoloMid und im März 2017 erhöhten Turtle Wax ihre Investitionen in OpTic Gaming. Autohersteller sind gern gesehen und werden oft mit Meilensteinen in Technologie und Innovation verbunden, zwei bedeutsame Eckpfeiler, die auch bei eSports eine wichtige Rolle spielen.
Lebensmittelindustrie
Nur wenige Branchen haben solche Investitionen in eSports vorgenommen wie die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Ein Klischee, welches eSports möglicherweise schwer loswerden wird, ist die Annahme, dass die Athleten eher an Fast Food und süße Leckereien gewöhnt sind als an kalorienkontrollierte Diäten und Fitnessstudios. Dies kommt den Investitionen der Lebensmittelindustrie jedoch durchaus zugute.
Energy-Drinks werden von vielen Spielern konsumiert, um während einer besonders anstrengenden Session einen zusätzlichen Koffeinausstoß zu erhalten. Monster Energy hat deswegen massiv in eSports investiert, aber bei weitem nicht so massiv wie G Fuel, da diese sogar die Namensrechte für eine Indoor-eSports-Arena besitzen. Fast-Food-Unternehmen mischen ebenfalls mit. Große globale Marken wie McDonald’s und Burger King investieren große Summen, ebenso die amerikanische Kette Arby’s.
Der Markt rund um Competitive Gaming ist also in den letzten Jahren rasant gewachsen. Vor Jahren noch vom Rest der Gesellschaft belächelt ist eSports mittlerweile aus dem Schatten getreten und ins Rampenlicht gerückt – und Unternehmen aus der ganzen Welt sind nun eifrig dabei, ihr Stück vom Kuchen abzubekommen. Das Investieren in diesen neuen Sektor ist für viele Firmen eine ideale Gelegenheit aus dem Stand heraus die äußerst schwer fassbare Zielgruppe der Millennials zu erreichen.
Angesichts dieser ganzen Tatsachen ist es wenig überraschend, dass einige der größten Unternehmen der Welt massiv Geld in Competitive Gaming stecken. Mit einer solchen Finanzkraft dahinter wird eSports vielleicht wesentlich früher die eine Milliarden-Dollar-Marke knacken, als manche Leute vielleicht annehmen.